Gesundheitspolitik

Am gestrigen Mittwoch fand eine interessante öffentliche Anhörung zu einem Antrag der CDU zum Thema Akademisierung der Pflegeberufe statt. Ein Thema, welches immer wieder hochkocht und mich bereits im baden-württembergischen Landtagbeschäftigte. 

In der Anhörung zeigte sich, dass die CDU mit ihrem Antrag an der Realität vorbei schrammt. Schnell wurde klar, dass sowohl Geld als auch Ausbilder fehlen und die Studenten auf dem Markt nicht gebraucht werden, weil sie für die Firmen einfach nicht bezahlbar sind. Zudem gäbe es eine ausbleibende Nachfrage bei den angebotenen Studienplätzen sowie eine hohe Abbruchquote, was der CDU als auch der Bundesregierung zu denken geben sollte. Vielmehr bestätigte die Anhörung zahlreicher Experten die Ansicht der AfD, dass es keines Akademisierungswahns bedarf.
 
Leider wurde auch nicht klar, wofür man die studierten Kräfte überhaupt benötigen und einsetzen solle. Man redete von hochkomplexen Tätigkeitsbereichen. 
Der Antrag hebt hierzu hervor, dass sich akademisch ausgebildete Pflegekräfte positiv auf die Mortalitätsrate oder Vorfälle wie Stürze oder Wundliegen auswirken würde. 
Diese Positionierung ist eine unglaubliche Frechheit und schon als Diskreditierung aller gut ausgebildeten Pflegekräfte anzusehen, die es ganz ohne Studium schaffen, sich liebevoll und mit großer Kompetenz und Hingabe um ihre Patienten zu kümmern.
 
Herr Norbert Grote vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste ging abschließend ausführlicher auf einen sehr wichtigen Punkt ein: Dem Mangel an Pflegepädagogen. 
Um die hochschulische Pflegeausbildung zu stärken, wie es der Antrag verlangt, braucht es Pflegepädagogen, die das leisten können. Diese fehlen dann aber bei der Ausbildung der weniger qualifizierten Pflegeberufe. 

Dieser Mangel potenziert sich, weil ein Pflegepädagoge in den weniger qualifizierten Pflegeberufen mehr Pflegekräfte ausbilden kann, als im Hochschulbereich. Die Folge wäre weniger „normale“, nichtakademische Pfleger. 
Dies sei ein Zielkonflikt, den man zur Kenntnis nehmen muss. 
 
Der Akademisierungswahn verstärkt somit den bereits bestehenden Pflegenotstand. 

Ich bleibe deshalb dabei, dass im Mittelpunkt des Pflegeberufes eine praxisorientierte Versorgung der Pflegebedürftigen stehen muß, die beispielsweise mit einem primärqualifizierenden Pflegestudium konterkariert würde. Ein solches Studium kann nämlich ohne vorherigen Praxiseinsatz absolviert werden. 
 
Was die Pflege benötigt, sind nicht noch mehr Studenten, sondern verbesserte Arbeitsbedingungen, eine leistungsgerechte Bezahlung und entbürokratisierte Arbeitsabläufe, die den Pflegern endlich wieder Zeit mit dem Patienten schenken, statt dem Schreibtisch. 
 
https://www.bundestag.de/ausschuesse/a14_gesundheit/oeffentliche_anhoerungen/931018-931018
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