Kennt Ihr das, dass man mal so richtig wütend auf sich selbst ist? Gestern war so ein Tag.
Bereits vor Wochen hatte ich eine Sonderbesuchserlaubnis für Maximilian Eder, einem der Angeklagten des „Rollatorputsches“, beantragt und heute war es soweit. Gegen 12:00 Uhr war ich überpünktlich in Frankfurt, um den Termin um 13:00 Uhr wahrzunehmen. 12:45 Uhr stand ich dann an der Pforte und dort erklärte man mir, dass ich zu spät sei. Ich müsse 45 Minuten vor dem eigentlichen Termin bereits anwesend sein und könnte deshalb Herrn Eder nicht mehr besuchen.
Die Kommunikation mit dem Mann hinter der Scheibe war für mich fast unmöglich, d.h., ich habe immer nur Bruchstücke verstanden. Dieser Beamte gab mir dann einen Zettel mit einer Telefonnummer, bei der ich mich beschweren könnte. Dazu musste ich dann erst wieder zum Auto zurück, da ich mein Handy nicht mitgenommen hatte.
Nach vielen Fehlversuchen, weil ständig besetzt war, konnte ich einem Beamten mein Anliegen vortragen. Ich erklärte diesem, dass mir die Regelung leider nicht bekannt war und man doch bitte die Zeit von meiner Besuchszeit abziehen möge, auch wenn dann nur noch 20 Minuten übrig wären. Mir war klar, dass Herr Eder auf meinen Besuch wartete und dass er sicherlich sehr enttäuscht wäre, wenn ich nicht käme.
Doch es führte kein Weg hinein. Die Abweisung blieb bestehen. Zuerst war ich richtig wütend auf die JVA, weil ich von dieser Besuchsregelung nichts wusste. Erst später stellte sich heraus, dass es zu einer kommunikativen Panne zwischen meinem Büro und mir gekommen war. Deshalb trifft die JVA also keine Schuld, dennoch hätte man sich flexibel zeigen können. Man wollte mir nicht entgegenkommen.
An dieser Stelle möchte ich mich vor allen Dingen bei Maximilian Eder entschuldigen. Lieber Herr Eder, ich werde einen erneuten Besuchsantrag stellen. Diesmal werde ich rechtzeitig da sein.
Glücklicherweise hatte ich auch gleich noch einen Besuch bei Frau Dr. Birgit Malsack-Winkemann ausgemacht, denn die Frauen JVA ist gleich nebenan gelegen. Dort genügt es, wenn man 10 Minuten vorher da ist. Das wusste ich vom letzten Besuch, weshalb ich auch davon ausging, dass es bei der Männer JVA genauso ist.
Birgit erlebte ich heute in einem psychisch außerordentlichen stabilen Zustand, zuversichtlich und fast ein wenig kämpferisch. Dazu haben auch die vielen Briefe beigetragen, die sie in der letzten Zeit bekommen hat. Ich soll mich in ihrem Namen bei allen bedanken, die ihr geschrieben haben. Die Briefe sind Balsam für ihre Seele.
Heute hat sie nochmal bekräftigt, dass sie zu Unrecht angeklagt wurde. Ihr Anliegen war immer, auf parlamentarischem Wege politische Veränderungen herbeizuführen. Deshalb ist sie das erste Mal in ihrem Leben Mitglied einer Partei geworden, genau wie ich auch.
Und sie hat sich vor allem für die Direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild stark gemacht. Sie hält Volksabstimmungen zu wichtigen gesellschaftlichen Themen für wichtig, denn diese würden Entscheidungen der Regierung legitimieren oder zwangsläufig zu einem Kurswechsel führen müssen. In jedem Fall würde dies die Demokratie stärken.
Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, wie man eine Frau mit so einer durch und durch demokratischen Einstellung des Terrorismus bezichtigen kann?
Auch ich bin zuversichtlich. Ich bin zuversichtlich, dass sich alles aufklären wird und sich am Ende des Prozesses herausstellt, dass alles nur „heiße Luft“ war und irgendwelche Beamte übereifrig Gespenster sahen, wo es nicht einmal Schatten gab.
Hier noch einmal die Anschriften der jeweiligen JVA in Frankfurt.
Bitte bedenkt, dass jeder Brief gelesen wird, bevor ihn die Angeklagten erhalten.
Frau
Dr. Birgit Malsack-Winkemann
JVA für Frauen Frankfurt III
Obere Kreuzäckerstraße 4
60435 Frankfurt/Main
Herrn
Maximilian Eder
JVA Frankfurt am Main I
Obere Kreuzäckerstraße 6
60435 Frankfurt/Main