Vorweg:
Bis zum heutigen Tag war ich Maximilian Eder nie begegnet. Doch ich hatte von ihm gehört – zum ersten Mal im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe im Ahrtal.
Ich las, dass er sich in vorbildlicher Weise bei den Aufräumarbeiten einbrachte und eine Schule als zentralen Treffpunkt für Opfer hergerichtet hatte, in der sie auch verpflegt werden konnten. Diese Schule war vom Schulleiter persönlich mittels Einweisung und Generalschlüssel an Herrn Eder übergeben worden – und nicht, wie von vielen Medien falsch behauptet, widerrechtlich besetzt worden.
Während viele noch plan- und kopflos umherliefen, packte er bereits an und hatte mit seinen logistischen Kenntnissen Hilfe organisiert und koordiniert. Von den offiziellen Stellen wurde er dafür kritisiert, anstatt gelobt – sehr wahrscheinlich, um vom eigenen Versagen abzulenken.
Später las ich, dass er als Angeklagter der Gruppe um Prinz Reuß geführt wird, der die Planung eines „Reichstagssturms“ vorgeworfen wird.
Ein ehemaliger Oberst der deutschen Bundeswehr mit umfassender Erfahrung – insbesondere im Bereich der Spezialeinheiten (KSK), im Kosovo-Einsatz und als NATO-Offizier – sollte plötzlich zum Staatsfeind geworden sein?
Ich erfuhr von seinem Hungerstreik in der JVA Landshut und bemühte mich darum, einem Bekannten einen Besuch zu ermöglichen, um ihn davon abzubringen – was glücklicherweise auch gelang. Mehr als 35 Tage hatte er Essen und Trinken verweigert, was für jeden normalen Menschen den Tod bedeutet hätte.
Er überlebte. Höchstwahrscheinlich wird er noch gebraucht.
Warum ich ihn besuchte
Die sehr positiven Rückmeldungen von Reiner Füllmich und Birgit Malsack-Winkemann zu meinen Besuchen – sowie die Information, dass Herr Eder mehrere Tage wegen Suizidgefahr in einer Gummizelle eingesperrt gewesen sein soll – veranlassten mich, auch ihn zu besuchen.
Und ich wollte erfahren, ob ein Gerücht, das ich im Zusammenhang mit seiner Person gehört hatte, der Wahrheit entsprach.
Nachdem ich bei meinem letzten geplanten Besuch wegen zu später Anmeldung unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren musste, klappte heute alles wie am Schnürchen.
So saß ich zum ersten Mal persönlich Herrn Eder gegenüber – wieder getrennt durch eine Glasscheibe.
Ich gebe hier nun sinngemäß wieder, was ich von unserem Gespräch in Erinnerung behalten habe.
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Haftbedingungen
Auch bei ihm interessierten mich zuallererst die Haftbedingungen. Denn auch er sitzt – bis zum Beweis des Gegenteils – unschuldig in einem Gefängnis in Einzelhaft, und das seit zweieinhalb Jahren.
Er berichtete mir, dass die ersten Wochen am schlimmsten gewesen seien, da er kein Geld zur Verfügung hatte, um sich z. B. einen Fernseher zu „leihen“ oder kleine Annehmlichkeiten wie Kaffee oder Zigaretten kaufen zu können.
Herausgerissen aus dem Alltag und anfänglich abgeschnitten von jeglicher Kommunikation – das war der Horror.
Insgesamt seien die Haftbedingungen in Frankfurt schlechter als die in der JVA Landshut. Neben der einen Stunde Hofgang, an der Herr Eder jedoch nie teilnimmt, hat er nur etwa eine bis anderthalb Stunden Freizeit pro Tag – zum Duschen, Telefonieren oder um ein paar Worte mit anderen Gefangenen zu wechseln.
Die restliche Zeit muss er allein in seiner Zelle verbringen. Fällt die Freizeit aus, sitzt er dort 24 Stunden am Tag.
Für Notizen zu seinem Prozess steht ihm in Frankfurt lediglich eine Schreibmaschine zur Verfügung. Ein Laptop oder PC – zur Vorbereitung auf seine Verteidigung – wird ihm verweigert. Auch ein Fernseher in der Zelle zur allgemeinen Information ist nicht selbstverständlich, sondern muss gegen Bezahlung „ausgeliehen“ werden.
Ich weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll.
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Psychische Belastung
Als besonders belastend empfindet er die Prozesstage, da er sehr früh, viele Stunden vor Beginn, abgeholt wird und dann vor Ort zwei bis drei Stunden in einem kleinen Raum zubringen muss.
Das ermüdet und zermürbt ihn, bevor die Verhandlung überhaupt begonnen hat.
Ich weiß nicht, wer für solche Anordnungen zuständig ist. Aber eins weiß ich ganz sicher: Auch für Gefangene gilt Artikel 1 des Grundgesetzes:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
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Zum Inhalt der Anklage
Das Wichtigste war für mich natürlich zu erfahren, ob an den Anklagepunkten etwas dran ist. Wie Birgit Malsack-Winkemann verneinte auch Herr Eder das rigoros.
Niemals, so sagte er, habe es auch nur einen Gedanken an einen „gewaltsamen Umsturz“ gegeben.
Seine Hauptaktivitäten hätten sich in letzter Zeit auf das Thema „satanisch-rituelle Pädophilie“ gerichtet, nachdem er mit einem Opfer und dessen Familie in Kontakt gekommen war und sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzte. Auch im Ahrtal habe er Hinweise darauf erhalten. Ein entsprechender Kontakt konnte wegen seiner Verhaftung dann nicht mehr zustande kommen.
Wer sich an den sogenannten „Sachsen-Sumpf“ erinnert oder noch die Meldung vom Auffliegen eines pädophilen Netzwerks in NRW mit 30.000 Verdächtigen im Kopf hat – und nun die Entwicklung in den USA zu den Epstein-Akten verfolgt – wird den Schilderungen von Herrn Eder genau zuhören.
Ich gestehe gerne: Ich möchte mich mit diesem Thema eigentlich nicht beschäftigen, weil es meine Vorstellungskraft von menschlicher Grausamkeit übersteigt und mich psychisch zu stark belastet. Doch auch hierbei gilt:
Wegschauen macht es nicht ungeschehen.
Deshalb hoffe ich, dass Herr Eder möglichst bald seine Nachforschungen wieder aufnehmen kann.
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Mein persönliches Fazit
Auch im Fall dieser Inhaftierung und Terrorismus-Anklage ist mein persönliches Fazit:
Die Anklage ist so absurd, dass es schon fast zum Himmel schreit.
Möge die Gerechtigkeit siegen, und die Richter hoffentlich bald „im Namen des deutschen Volkes“ urteilen.
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Für Interessierte: Auszüge aus Herrn Eders beruflichem Werdegang (laut Wikipedia):
• Eder war maßgeblich an der Gründung des Kommandos Spezialkräfte (KSK) beteiligt und diente dort zeitweise als Rechnerstab-Chef („Chef des Stabes“) als Oberstleutnant i.G. (A 15) mit etwa 50 Offizieren und Unteroffizieren.
• Von Oktober 1998 bis März 2000 kommandierte er das Panzergrenadierbataillon 112 in Regen, nahm am KFOR-Einsatz im Kosovo teil und führte eine multikomponentige Kampftruppe mit Marder- und Leopard-2-Panzerverbänden.
• Danach folgte eine sechsjährige Verwendung im NATO-Hauptquartier in Brüssel; ab November 2012 war er als NATO-Verbindungsoffizier in Tiflis (Georgien) tätig.
• Am 30. September 2016 schied er aus dem aktiven Dienst aus. Ab November 2017 war er in Kabul für die GIZ als stellvertretender Leiter des Sicherheitsbüros aktiv.
Die Wikipedia-Darstellung zum „Rechtsextremisten und Reichsbürger“ lohnt sich wirklich nicht zu lesen. Sie gehört in die Kategorie Fake News. Empfehlenswert ist hingegen die Kurzvita auf der Website „Endstation Ahrweiler“.
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P. S.
Vor der JVA traf ich zufällig die drei Anwälte von Max Eder – ebenfalls zum ersten Mal. Ihnen gilt mein besonderer Dank und mein großer Respekt für ihren Einsatz.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schwierig und nervenaufreibend diese Verhandlungen sind.
Dr. Christina Baum
Mutig. Patriotisch. Freiheitlich!
Mitglied des Deutschen Bundestages